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Poesie des Gehens

Mein heutiger Vormittagsspaziergang war wieder wie eine kleine Reise in eine andere Welt. Eine Welt, in der aller Ballast in so weite Ferne rückt, dass er für mich absolut nicht mehr existiert.

Ich bin einfach da, wo ich eben grad bin. Gehe den Weg in meinem Tempo. Höre Vögel zwitschern, Wasser rauschen, Frösche quaken. 

Ein Schwan gleitet majestätisch vor meinen Augen im ruhigen Gewässer am Ufer der Donau und steckt seinen langen, biegsamen Hals von Zeit zu Zeit zur Futtersuche unter Wasser. Er passt so gut dorthin, zwischen all die blühenden und saftig grünen Bäume, die den Straßenrand zieren und sich flüsternd miteinander unterhalten während ich hier gehe.

Zumindest hört es sich für mich so an.

Ich mag den Wind, der so leicht durch die Blätterdächer streicht. 

Zwischendurch das Schnattern der Enten und der Flügelschlag der Graugänse.

Eine Spinne läuft hektisch auf der Straße, als würde sie ahnen, dass dieser Asphalt ihr jederzeit den Tod bringen könnte.

Weiter hinten ein Bagger, der Schotter auf einen Lastwagen lädt. Kurze Zeit später taucht dieser mich in eine Staubwolke, als wolle er mir den Weg vermiesen. Gelungen ist es ihm nicht.

Ich gehe weiter.

Radfahrer und Radfahrerinnen begegnen mir. Bei manchen habe ich das Gefühl, als würden sie den Sport zur Strafe absolvieren, so verbissen wie die dreinschauen. 

Nur wenige grüßen oder haben ein kleines Lächeln für mich übrig. Ok, dann halt nicht.

Ich schau sowieso lieber auf die Blumen am Wegesrand, die sich eine um die andere an Schönheit übertreffen.

Die Au duftet, als wär Frau Frühling höchstpersönlich durchmarschiert und hätte alles mit einem lieblichen Parfum besprüht.

Schmetterlinge in erfreulicher Anzahl und Vielfalt flattern tanzend in müheloser Leichtigkeit immer wieder neben oder vor mir her.

Die Donau führt gerade Niedrigwasser und am Liebsten hätte ich mich an ihr Ufer gesetzt und hätte die Zehen in den Sandschlamm gesteckt. Einfach, um damit zu spielen.

Die Wellen und das sich darin spiegelnde Sonnenlicht haben die Steine und den Sand so magisch aussehen lassen. 

Doch zum Füße ins Wasser strecken war`s mir dann halt doch ein bisschen zu kalt. Macht nichts.

Ich komme ja wieder.

Vielleicht empfängt mich ja auch dann noch einmal der Kuckuck mit seinem Ruf - so wie heute.

(c) Lydia Ruckensteiner

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Kommentare: 2
  • #1

    Bettina Amend (Mittwoch, 05 Mai 2021 06:48)

    Du hast mich durch deine wundervolle Art mit auf den Spaziergang genommen.

  • #2

    Elke Haberfellner (Sonntag, 30 Mai 2021 20:56)

    Schön, was die Natur uns alles anbietet, wir brauchen nur annehmen.