Aller Anfang ist schwer, sagt man.
Das hat wahrscheinlich auch schon jede(r) von uns im Leben schon einmal erfahren. Es braucht Mut, um erste Schritte zu wagen. In ein neues Projekt, einen neuen Job, eine frische Beziehung oder einfach in eine Veränderung. Oft lässt einem das Leben einfach keine Wahl und schubst einen in eine andere Richtung - ob man nun will oder nicht.
Aber sehr oft können wir selbst wählen und entscheiden.
Bei mir ist es dann so, dass sofort mein innerer Zweifler erwacht. Die Stimmen des inneren Kritikers werden laut und gaukeln mir scheinbare Unzufriedenheit mit meinem IST-Zustand vor. Da meldet sich dann auch gleich die Vernunft zu Wort. Sie geht meistens Hand in Hand mit der Vorsicht und der Unsicherheit.
Und schon bin ich von meiner grade noch dagewesenen Zuversicht getrennt, lasse alles wieder beim Alten, Gewohnten. Wiege mich in Sicherheit, die doch nichts anderes als Illusion ist.
Einige Male hatte ich bereits das Gefühl, "falsch abgebogen" zu sein, nachdem ich mutig eine Entscheidung getroffen hatte.
Im Nachhinein betrachtet wird mir aber immer wieder klar, dass es weder "richtig" noch "falsch" gibt. Es gibt nur das, was IST. Punkt.
Niemand weiß, wie es gewesen wäre, hätte ich anders gewählt.
Fest steht, dass ich dann niemals die geworden wäre, die ich jetzt eben bin. Ich bin das Produkt sämtlicher Wahlen und Entscheidungen, die ich getroffen habe in meinem bisherigen Leben. Denn jede Erfahrung zählt. Jedes Erleben formt.
Ob Mut oder Angst. Es ist egal. Beides macht mich zu dem, was ich bin.
Erste Schritte entstehen aus einer Notwendigkeit oder aus einer inneren Überzeugung. Ob sie von Angst oder von Mut begleitet werden, ist in diesem Augenblick für die Entscheidung selbst nicht wesentlich. Es ist nur ausschlaggebend für alles, was danach kommt und wie ich es erschaffen und gestalten möchte.
Entscheidungen kann ich ebenso aus Angst treffen, ich muss dafür nicht mutig sein.
Den Mut braucht es erst danach.
Für das Weitergehen.
Für das Durchhalten, für das Umsetzen, das "Durchziehen".
Wenn ich die Entscheidung mit Freude und aus innerer Überzeugung treffe, fällt mir alles, was danach kommt, höchstwahrscheinlich leicht.
Treffe ich sie aus Angst, wird der Weg wohl eher ein schwierigerer, denn ein Teil von mir ist im Widerstand. Zu dem, was ist, zu dem, was kommt.
Da braucht es dann nicht nur Mut, sondern auch eine große Portion Kampfgeist. Gegen den inneren Schweinehund. Um nicht wieder in alte Gewohnheiten, Denk- und Sichtweisen zurückzufallen, um keinen "Rückzieher" zu machen oder an der Angst zugrunde zu gehen.
Dabei sind erste Schritte oft wirklich das Einfachste. Anstrengend wird es erst nach einigen Kilometern, Wochen, Monaten, Tälern und Gräben, die es zu überwinden gilt.
Ausdauer.
Ist gleichmäßige Ausdauer vielleicht sogar wichtiger als Mut oder zumindest gleichwertig?
Ich zähle in bestimmten Bereichen nicht gerade zu den mutigsten Menschen und dennoch wage ich immer wieder Neues.
Lasse mich gerne auf manche Herausforderungen ein und stelle mich hin und wieder meinen Ängsten. Einer bewussten Konfrontation mit Furcht und Schrecken gehe ich dennoch liebend gern aus dem Weg. Allerdings fällt mir auf, dass ich mir ohnehin schon oft genau die Situationen erschaffen habe, die ich tunlichst vermeiden wollte. Tja, so ist das Leben.
Immer wenn ich was zu lernen habe, krieg ich meistens das serviert, vor dem ich mich weigere oder sträube.
Bin ich hingegen bereit, alles anzunehmen, was da so kommt, dann ist das Leben erstaunlich gnädig mit mir.
Manchmal schiebt, zieht und drückt es mich halt in Richtungen, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie gibt.
Ja, auch das hatte ich schon.
Irgendwann in meinem Leben war ich an einem Punkt angelangt, an dem mir bewusst wurde, dass ich nichts tun muss außer atmen. Ich hatte keine Kraft für Mut. Auch nicht für Entscheidungen.
Ich legte meinen Körper und meine Seele in die Hände Gottes und wusste, dieser Atem allein würde ausreichen, um mich am Leben zu erhalten.
Genau genommen ist mir dies schon öfter in meinem Leben passiert als einmal.
Es hat sich für mich jedes mal fast ein klein wenig angefühlt wie Sterben. (Ich habe auch schon einige Male Situationen erlebt, in denen mir nicht einmal mehr das Atmen möglich war, aber das ist wieder eine eigene Geschichte.....)
Doch immer, wenn die Seele sich dann doch noch entschieden hat, in diesem, meinem Körper weiterleben zu wollen, dann hab ich gewusst: Es braucht Mut, um weiter zu gehen. Es braucht Kraft, Ausdauer und es braucht vor allem eine große Portion Vertrauen.
An dieser Stelle finde ich es passend, Gott zu danken, der mir als höhere Macht immer treu zur Seite stand und mir eben all diese Fähigkeiten immer wieder gegeben hat, um meinen Weg fortsetzen zu können.
Immer wieder gibt er mir über meine Seele zu verstehen, wohin ich gehen soll - auch wenn ich vorher gaaanz oft die Signale des Körpers dafür brauche, um die Sprache der Seele zu wahrzunehmen und entschlüsseln zu können, aber ich darf stets aufs Neue dieses großartige Vertrauen spüren, das in mir als Urinstinkt untrüglich verankert ist. Ich muss nicht alles wissen. Viel wichtiger ist es, zu fühlen und auf die Stimme des Herzens zu hören, denn in ihm atmet Gott. Ich muss die Pfade nicht kennen - die Wege des Herrn sind ja bekanntlich unergründlich - ich darf mich einfach führen lassen.
Und in dieser vertrauensvollen Haltung ist dann auch gleichzeitig alles enthalten, was mir ermöglicht, weiterzugehen.
Der Mut, die Kraft, die Gewissheit, die Selbstliebe und das Vertrauen in das Leben.
Denn nur im Stillstand ist der Tod, im Weitergehen war er noch nie zu finden.
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Elke (Montag, 26 Juli 2021 21:58)
Dieses Geführtsein ist Gnade Gottes. Der heilige Geist gibt dir die Worte und zeigt dir die Richtung. Wir alle können die Gnade Gottes erfahren, wenn wir ihm vertrauen und uns seinen Gesetzen unterwerfen.